Frauscher Marketing
28. Aug. 2024 | 5 Minuten Lesezeit
Ausbau, Modernisierung, Skalierung: Bestehende Eisenbahnanlagen mit zentralen Architekturen stehen in Bezug auf diese Themen häufig vor großen Herausforderungen. Auf Basis der Konzepte, die diesen Systemen zu Grunde liegen, kann oft nur eine begrenzte betriebliche Komplexität bewältigt werden. Das Bestreben, die Betriebskapazität mittels Nachrüstung oder Erweiterung zu erhöhen, ist daher häufig mit hohe Kosten und Aufwänden verbunden.
Moderne Wayside Object Controller (WOCs) bieten diesbezüglich neue Möglichkeiten. Ausgestattet mit standardisierten Schnittstellen, wie etwa EULYNX, ermöglichen sie den Aufbau dezentraler Eisenbahnarchitekturen und bieten eine ganze Reihe von Vorteilen für Bahnbetreiber. Dazu zählen geringere Installations- und Wartungskosten, Flexibilität beim Nachrüsten von Anlagen, maximale Skalierbarkeit und vieles mehr, wie im Folgenden zu lesen ist.
WOCs ermöglichen den Übergang zu einer dezentralen Architektur, indem sie verschiedene Objekte wie Freimeldeabschnitte oder Weichen lokal steuern. Ob sich das Stellwerk an einem zentralen Ort oder in einer Cloud befindet, spielt dabei keine Rolle. In diesem Sinn fungieren die WOCs als wichtige Vermittler zwischen dem Stellwerksystem und den verschiedenen Anlagenkomponenten auf freier Strecke. Die WOCs können Befehle aus dem Zentralstellwerk auszuführen und so einen präzisen und zuverlässigen Betrieb der jeweiligen Anlagenkomponenten auf freier Strecke gewährleisten. Darüber hinaus sind WOCs in der Lage, Diagnosedaten von den Anlagenkomponenten auf freier Strecke zu sammeln, zu übertragen und an das Zentralstellwerk weiterzuleiten, um einen genauen Statusüberblick und präzise Überwachung zu ermöglichen.
Am Beispiel einer Weiche erklärt, ist ein WOC für die kontinuierliche Überwachung und Steuerung eines oder mehrerer zugehöriger Weichenantriebe zuständig. Der WOC empfängt die Positionsanweisungen vom Stellwerk und aktiviert die Stromversorgung des Motors. Zusätzlich ist er in der Lage, die Positionsschalter der Weichenantriebe auszuwerten.
WOCs müssen mehreren grundlegenden Anforderungen entsprechen, um optimale Leistung zu liefern und die Integration in moderne Eisenbahnanlagen zu gewährleisten. Zu diesen Anforderungen zählen die Einhaltung höchster Sicherheitsstandards, ein breite Palette an Konnektivitätsoptionen und ein hohes Maß an Modularität. Standardisierte Schnittstellen wie EULYNX ermöglichen dies.
Die EULYNX-Architektur umfasst folgende Schnittstellen, die für den standardisierten Datenaustausch zwischen streckenseitigen Objekten und Stellwerksystemen genutzt werden:
SCI (Standard-Kommunikationsschnittstelle): Diese Schnittstelle dient der Übertragung von Befehlen und Nachrichten. Sicherheitsrelevante Informationen wie der Status von Freimeldeabschnitten (frei oder belegt) und Resetbefehle werden über das RaSTA-Protokoll (Rail Safe Transport Application) kommuniziert.
SDI (Standard-Diagnoseschnittstelle): Diese Schnittstelle ist für Diagnosedaten vorgesehen. Über einen OPC-UA Server liefert es detaillierte Diagnosedaten über die Streckenobjekte und Komponenten. Damit wird eine Überwachung und Analyse in Echtzeit möglich, wodurch Probleme schnell erkannt und behoben werden können.
SMI (Standard-Wartungsschnittstelle): Die SMI ermöglicht die Durchführung von Wartungsmaßnahmen. Dazu gehören Konfigurations-Updates, Software und Patches. Damit wird sichergestellt, dass Wartungsarbeiten effizient und sicher durchgeführt werden können.
SSI (Standard-Sicherheitsschnittstelle): Diese Schnittstelle standardisiert die Kommunikation mit Sicherheitsdiensten zwischen der Sicherheitsdiensteplattform (SSP) und den EULYNX-Teilsystemen. Sie unterstützt die Verwaltung von Zertifikaten, Schlüsseln und Authentifizierungen sowie die Sicherheitsprotokollierung, indem sie mit einer Sicherheitsdiensteplattform verbunden wird.
Eine robuste Netzwerkkonnektivität ist entscheidend, da diese den WOCs ermöglicht, nahtlos mit dem Stellwerkssystem wie auch mit einem zentralisierten Datenverwaltungssystem zu kommunizieren. Außerdem ermöglichen WOCs dank EULYNX ein hohes Maß an Interoperabilität zwischen verschiedenen Anlagenkomponenten. Die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Komponentenherstellern zu wählen, ohne an einen bestimmten Hersteller gebunden zu sein, fördert eine größere Produktvielfalt und bietet dem Betreiber deutlich mehr Auswahlmöglichkeiten bei der Beschaffung von Komponenten entsprechend den spezifischen Projektanforderungen und unabhängig vom jeweiligen Hersteller.
Die Verwendung von WOCs in Verbindung mit standardisierten Schnittstellen ermöglicht auch die Entkopplung der unterschiedlichen Lebenszyklen von Signalanlagenkomponenten und Anlagenkomponenten auf freier Strecke. In der Praxis bedeutet die Entkopplung der Lebenszyklen erhebliche Kostenersparnisse für den Betreiber, da nur die betroffenen Komponenten ausgetauscht werden, ohne dass größere Änderungen an der gesamten Anlage vorgenommen werden müssen. Der Einsatz von WOCs macht die Eisenbahnanlage zukunftssicher, da die Betreiber neue Technologien nahtlos und kostensparend in die bestehende Infrastruktur integrieren und übernehmen können.
Dank der von EULYNX eingeführten Standardisierung sind Bahnbetreiber in der Lage, die verschiedenen Merkmale von Produkten verschiedener Anbieter auf eine viel genauere und transparentere Weise zu vergleichen. Die EULYNX-Schnittstellen ermöglichen eine noch bessere technische Bewertung und rationalisieren den Entscheidungsprozess, so dass Betreiber treffsicher darüber entscheiden können, welche Systeme für sie am besten geeignet sind. Zusätzlich definiert das EULYNX-Framework über seine Schnittstellen spezifische Testbedingungen und gewährleistet so die einheitliche und zuverlässige Leistungsbewertungen für verschiedene Komponenten unterschiedlicher Hersteller. Darüber hinaus trägt die Verwendung standardisierter Schnittstellen zu effizienteren Beschaffungsprozessen bei. Je stärker die Anlagen mit dem Standard harmonisiert sind, desto einfacher ist es, solche Anlagen von unabhängigen Anbietern zu beschaffen.
Moderne Signalanlagenarchitekturen, die WOCs mit der EULYNX-Schnittstelle integrieren, stellen einen großen Fortschritt gegenüber herkömmlichen Bahnanlagen dar. Mit der Einführung des EULYNX-Standards und der WOCs können Bahnanlagen ein hohes Maß an Sicherheit und Interoperabilität sowie viele weitere Vorteile nutzen. Letztendlich stellt die Einführung fortschrittlicher WOCs sicher, dass die Eisenbahnanlagen optimal gerüstet sind, um sich an neue Technologien anzupassen und die Zukunft des modernen Eisenbahnbetriebs zu ebnen.
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